Preisträger 2012

Juryurteile Tile Award 2012 | 29. Juni 2012 | Hamburg

Gewinner: Kategorie 1 – Hotel / Gastronomie

„IrritierBAR“ – Filiz Uysaler
filiz. Architektur. Innenarchitektur. Produktdesign., Deutschland

IrritierBAR – Filiz Uysaler

IrritierBAR – Filiz Uysaler

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Die Arbeit von Filiz wurde in der zweiten Bearbeitungsphase nochmals weiterentwickelt hinsichtlich eines dreidimensionaleren Einsatzes der Fliesen. Dabei entstanden komplexe Wandreliefs und Einbauten.

Die Jury honoriert die engagierte Weiterbearbeitung, stellt jedoch fest, dass die Arbeit im Vergleich zum ursprünglichen Entwurf an Klarheit und Überzeugungskraft verloren hat und empfiehlt – gerade bei der konkreten Umsetzung des Projekts – das vielversprechende Potential des Entwurfs zu stärken: mit einem einzigen geschnittenen Fliesenformat vielfältige zweidimensionale Muster entstehen zu lassen und dabei alle dreidimensionalen Objekte wie Regale, Bars und Sitzgelegenheiten kubisch substraktiv als Nische oder additiv als Quader zu behandeln. Alle Oberflächen sollten dabei wie in der Ansicht des ersten Entwurfs dargestellt monochrom gehalten bleiben, sodass der irritierende Reiz des Entwurfs sich aus dem Fugenbild ergibt, das einfach herzustellen ist, aber eine geniale raumgreifende Wirkung erzeugt.

 

Gewinner: Kategorie 2 – Wellness / Spa

„Tilescape“ – Agata Wozniczka, BudCud, Polen

Tilescape – Agata Wozniczka, BudCud, Polen

Tilescape – Agata Wozniczka, BudCud, Polen

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Budcud gelingt durch eine einfache Kombination und Variation von unterschiedlich großen, rechteckigen Fliesen eine interessante „Verräumlichung“ der Oberfläche. Die sukzessive Verkleinerung der Fliesen und die damit verbundene Zunahme des Fugenanteils erzeugen spannende Graduationen von hell zu dunkel.
Die zweidimensionale Fläche der Raum begrenzenden Wände, Decke und Boden wird in der Wahrnehmung der Betrachter zu einem dreidimensionalen Bild. Die Raumkanten scheinen sich aufzulösen, der Raum setzt sich ins „Unendliche“ fort. Die Spa Nutzer erleben hier einen außergewöhnlichen Raum, der sie weit über ihre alltäglichen räumlichen Erfahrungen in eine Illusion entführt.
Fasziniert hat die Jury der überaus einfache und sensible Umgang mit dem Material Fliese, der zu einem sehr überzeugenden Ergebnis führt. Es entsteht eine optische Täuschung, die Oberfläche wird Raum.

 

Sonderpreis: Kategorie 2 – Wellness / Spa

„Ceramic Curtain“ – Sebastian Brunke
Delugan Meissl Associated Architects, Österreich

Ceramic Curtain – Sebastian Brunke

Ceramic Curtain – Sebastian Brunke

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Sebastian Brunke kombiniert in seinem Entwurf eine klassische und unkonventionelle Verwendung des Materials keramischer Fliesen. Während er an Seitenwänden, Boden und Decke großformatige Belagsmaterialien einsetzt, schafft er mittels beweglich aufgehängter Fassadenplatten eine dreidimensionale Skulptur, die trotz des schweren Körpers und einem massiven Einsatz des Materials in einem nur aus Keramik bestehenden Raum, leicht und durchlässig wirkt. Eine Membran nach außen, durch die das Licht strahlt. Mit unkonventionell eingesetzten Fassadenelementen inszeniert er im Innenraum die Idee einer modernen Fassade, die dem Betrachter, mit teils geschlossen, teils geöffneten Fenstern, vertraut vorkommt.

Mit nur wenigen, aber effektvoll eingesetzten Elementen schafft Sebastian Brunke eine intensive Atmosphäre. Ein fast poetisches Bild mit hoher szenischer Qualität. In einem Raum mit einer schwarzen Wasserfläche, auf der sich nur leichte Wellen ausbreiten, steht eine weiße Figur. Dominiert wird der Raum aber von der Rückwand, die sich scherenschnittartig abhebt. Es entsteht keine gewöhnliche Wellnessatmosphäre, sondern ein Raum, der die Sinne ganz auf das einfallende Licht fokussiert und ihnen fast jedem Reiz entzieht. Wie vielfach gebrochener Mondschein spiegelt es sich auf der Wasseroberfläche. Ein Raum mit sakraler Wirkung, der auf den ersten Blick kühl wirkt, aber eine starke Anziehungskraft ausübt.

 

Gewinner: Kategorie 3 – Health / Care

„SHAKTI“ – Franziska Crivelli, Atelier Crivelli, Schweiz

SHAKTI – Franziska Crivelli

SHAKTI – Franziska Crivelli

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Die interessante Verwendung von keramischen Elementen, Verarbeitungsmaterialien und recycelter Keramik für die Herstellung einer ausschließlich keramischen Umgebung zeigt interessante Parallelen zur Geburtsvorbereitung und postnatalen Entspannung. Beeindruckt ist die Jury von der großen Bandbreite dieses Projektes hinsichtlich der Tiefe der Bezüge und der Anwendungsbreite. Dies gibt dem Projekt eine besondere Platzierung vor Arbeiten, bei denen die Abmessungen der Fliesen, die hygienische Qualität oder graphische Muster die obligatorische Verwendung der Fliesen vorherbestimmte.
Im Shakti-Entwurf konnten die warmen Formen und die prozessbezogene Beschaffenheit alle Jurymitglieder überzeugen. Dennoch ist vor der Realisierung eine geringfügige Anpassung hinsichtlich der Positionen/Formen der Sitzhügel und der sich darauf entspannenden Frauen wünschenswert, sowie hinsichtlich der Verwendung von sandpolierten wiederverwerteten Keramikresten anstelle von industriell hergestellten Fliesenmatten für den Boden. Die Vielfalt des Materialspektrums sollte beibehalten werden! Selbstverständlich ist die Jury sehr gespannt, alle diese Komponenten in der realisierten Version wiederzusehen.